Page 13 - Lütjenburg und die Region erLeben Ausgabe Winter 2019
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ventskranzes, der mit Bändern und Schleifen an einem roten   Spitze mit Flitterfäden krönte das Bäumchen. Was für ein An-
        Holzständer aufgehängt war. An jedem Adventssonntag wurde   blick! Es roch nach Tannen, Apfelsinen, Zimtsternen und Pfef-
        an ihm eine weitere Kerze entzündet bis endlich alle erstrahlten.   ferkuchen. Diesen herrlichen Duft werde ich niemals vergessen.
        Nun war es bis Weihnachten nicht mehr weit. Um uns die Zeit   Rote Äpfel warteten blankpoliert darauf, genussvoll vertilgt zu
        zu vertreiben, malten wir Kinder Bilder. Mutter strickte und sang   werden. Im Radio dudelte Weihnachtsmusik, Vater knackte Nüs-
        Weihnachtslieder und auch wir sangen mit. Vater kümmerte sich   se, Mutter schälte Orangen, wir naschten ein paar Süßigkeiten
        darum, Holz und Brikett nachzulegen, damit es in unserem Ofen   bis es plötzlich heftig an der Haustür klingelte…
        tüchtig bollerte und wir es warm und gemütlich hatten. Wir tran-  Wenn ich zurück denke, war der Heilige Abend für mich trotz
        ken heißen Fliederbeer-Tee und aßen leckere Bratäpfel mit Zimt,   aller Freude auch immer mit ein wenig unwohlen Gefühlen ver-
        Zucker und einem Klecks Butter obendrauf. Heute beschäftigt   bunden, denn dann besuchte uns ja der Weihnachtsmann. Vor
        man sich eher mit Computerspielen und TV-Gucken, doch das   dem hatte ich großen Respekt. Aber nicht vor der Person oder
        kannten wir damals noch nicht. Unser Vater schaffte Mitte der   der Rute hatte ich Angst, sondern davor, dass fehlender Schnee
        60er  Jahren  den  ersten  Schwarz-Weiß-Fernseher  an.  Der  war   seine Ankunft verhindern könnte, denn dann war es dem Weih-
        als echter Luxusartikel in einem abschließbaren Schränkchen   nachtsmann ja nicht möglich, mit seinem Schlitten bei uns vor-
        untergebracht und wurde nur selten angeschaltet. Zur Weih-  zufahren. Zu meinem großen Erstaunen kam er aber auch dann,
        nachtszeit schauten wir Kinder Märchenfilme, Bonanza und   wenn keine einzige Flocke vom Himmel rieselte. Plötzlich stand
        Black Beaty… Das Ohnsorg-Theater mit Heidi Kabel und Henry   Knecht Ruprecht, ganz in Rot gekleidet, mit dicken schwarzen
        Vahl als Liveübertragung guckten wir alle gemeinsam. In den   Stiefeln, langem weißen Bart, Haselnussrute und seinem gro-
        Theater-Pausen, wenn der rote Vorhang fiel, kochte Mutter für   ßen (Kartoffel)Sack in der Tür. Seine Päckchen verteilte er erst,
        uns Fliederbeer-Tee, für Vater einen Grog mit einem kräftigen   nachdem meine Schwester und ich uns das mit auswendig auf-
        Schuß Rum, und schmierte für alle ein paar Schnittchen. Schnell   gesagten Weihnachtsgedichten verdient hatten. Mutter machte
        ging man nochmal zur Toilette, denn man wollte den nächsten   dem Weihnachtsmann ein Gegengeschenk, das traditionell aus
        Akt ja nicht verpassen.
                                                              einer Packung Kaffee und Pralinen bestand. Er bedankte sich
        Ging es dann auf den Heiligen Abend zu, wurde es immer span-  herzlich und verschwand, mal mit, mal ohne Schlitten, in Rich-
        nender im Haus. In die ´Gute Stube´ durften wir schon lange   tung „unteres Dorf“, im Haus unserer lieben Nachbarin Martha
        nicht mehr. So sehr wir uns auch bemühten, durch das Schlüs-  Nohns…
        selloch etwas zu erspähen, es gelang uns einfach nicht. Leider   Einmal kam ich arg ins Grübeln. Ich wusste nicht so recht, wie
        steckte der Schlüssel gut verwahrt in Mutter Schürzentasche.   mir geschah, die Stimme des Weihnachtsmannes kam mir ir-
        Dann und wann raschelte es geheimnisvoll hinter der Tür und   gendwie bekannt vor… Als er sich verabschiedet hatte, meinte
        machte uns immer neugieriger auf den Tag, an dem sich die   ich zu meiner Mutter: „Also, der Weihnachtsmann hörte sich an
        Weihnachtstube für uns öffnen sollte.                 wie Frau Nohns!“ Darüber musste meine Mutter herzlich lachen.
        Endlich war es dann soweit! Wir hatten unser Festessen aus Kar-  Ich glaube, das war der letzte Heilige Abend, an dem uns der
        toffelsalat und Würstchen vertilgt, da klingelte ein Glöckchen aus   ´Weihnachtsmann´, oder sollte ich lieber die ´Weihnachtsfrau´
        der ´Guten Stube´ heraus und die Tür zu unserem Glück sprang   sagen, besuchte….
        auf. Dahinter tat sich eine wahrhaft fantastische Welt auf: Der   Lang, lang ist´s her! Die schönen Erinnerungen an eine wirklich
        kleine Christbaum auf der weißen, bestickten Spitzentischdecke,   tolle Kindheit auf dem Lande bleiben, nur die Perspektive ändert
        mitten auf dem runden Tisch, strahlte uns wundersam entge-  sich: Heute spiele ich mich für meine Enkelkinder den Weih-
        gen. Wir bestaunten jedes Jahr von Neuem den immer wieder-  nachtsmann,  sehe  in  strahlende  Kinderaugen,  und  freue  mich
        kehrenden Schmuck aus echten, flammenden Kerzen, silbernem   über all die Liebe, die sich eine stolze Oma (und Mutter) nur
        Lametta, Engelshahr, bunten Kugeln, Federvögeln, Schokoladen-  wünschen kann….
        perlenkringeln, Nougat- und Blätterkrokantzapfen. Eine silberne








            Wir wünschen unseren Kunden und

            Geschäftspartnern ein frohes Weihnachtsfest
            und ein gesundes erfolgreiches Jahr 2020.



                                      D   Team  der  Tischlerei B mei er


                                                               Fenster- und Türenfertigung
                                                               Innenausbau · Einbaumöbel
                                                               Verglasungen
                                                               Lütjenburger Staße  12
                                                               24327 Blekendorf-Kaköhl
                                                               d (04382) 328 · Fax 917777




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