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LÜTJENBURG











                                                     Präsentiert von:     historisch






                                  Stadt Lütjenburg · Arbeitskreis Stadtarchiv



                                    Die Stuckenbergsche Villa

                              in der Neverstorfer Straße Nr. 18

                                                       (Teil I)


         Die erste Notiz in der Bauakte des Amtes Lütjenburg zum Grundstück   reich der Landwirtschaft aneignen konnte: So arbeitete er vom 1. April
         Neverstorfer Straße Nr. 18 datiert vom 18. Juni 1909. In diesem noch   1874 bis zum 1. Juli 1875 als Wirtschaftsinspektor auf Gut Bledau in Ost-
         handschriftlich in Sütterlinschrift verfaßten Schreiben an die zuständige   preußen; vom 1. August 1875 bis zum 1. April 1878 als Wirtschaftsberater
         Polizeiverwaltung der Stadt Lütjenburg teilte der Lütjenburger Maurer-  auf Großrathshof bei Königsberg und vom März 1879 bis Februar 1881 als
         meister Gustav Griebel der Behörde mit, dass der „Rendant“ Herr Carl   Gutsinspektor auf Krakow bei Franzburg in Mecklenburg.
         Stuckenberg beabsichtige, „auf seinem am Neverstorfer Wege gelegenen   Dann kehrte er nach Ostholstein zurück, denn vom 1. Mai 1881 bis zum
         Grundstück ein Wohnhaus zu errichten und hierzu die baupolizeiliche Ge-  November 1896 arbeitete er als Gutsinspektor bei Conrad Adolph August
         nehmigung erbitte“.                                  Graf von Holstein – Holsteinborg (*19. 12. 1825; † 7. 9. 1897), dem Mitglied
         Neben einer genauen Baubeschreibung                                      des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis
         enthält dieser Antrag auch detaillierte Bau-                             9 (Provinz Schleswig – Holstein: Segeberg /
         zeichnungen wie z. B. „Ansicht“ und „Quer-                               Plön: 1877 – 1897), auf Gut Waterneverstorf.
         schnitt“ des Gebäudes (vgl. Abbildungen I                                Hier  lernte  er  Agnes  Wilhelmine  Sophie
         und II).                                                                 Schenk kennen, die er am 12. Oktober 1897 in
         Schon mit Schreiben vom 29. Juli 1909 er-                                Timmerlah bei Braunschweig heiratete. Nach
         folgte die baupolizeiliche Genehmigung, und                              der Hochzeit ging er noch einmal als Verwal-
         die Errichtung des herrschaftlichen Wohn-                                ter des Gutes eines entfernten Verwandten
         hauses konnte beginnen.                                                  nach Mecklenburg und war dann noch zehn
                                                                                  Jahre (1898 – 1908) als Pächter des Kanzlei-
         Wer war nun der „betuchte“ Carl Friedrich
         Christian Stuckenberg?                                                   gutes Tangstedt (Kreis Stormarn) tätig.
                                                                                  Angesichts der 15jährigen Berufstätigkeit auf
         Von Dieter Stuckenberg ist eine „biogra-                                 Gut Waterneverstorf und des Besitzes eines
         phische Notiz“ überliefert (vgl. dessen Kor-                             Grundstückes in Lütjenburg war es für die
         respondenz mit dem späteren Eigentümer                                   Eheleute Stuckenberg naheliegend, sich hier
         Dr. Hartmut Krüger), durch die wir belegen                               „in seinem geliebten Ostholstein“ zur Ruhe
         können, dass C.F.C. Stuckenberg der Erbauer                              zu setzen und sich hier einen komfortablen
         dieses großbürgerlichen Hauses war.                                      Alterssitz zu erbauen. In der o. g. Kurzbio-
         Carl Friedrich Christian Stuckenberg wurde                               graphie heißt es abschließend: „Hier (in der
         am 17. Juli 1850 im Sophienkoog (Süderdith-                              Neverstorfer Straße Nr. 18) lebte C.F.C. Stu-
         marschen) geboren und ist am 16. März 1926                               ckenberg bis zu seinem Tod im Jahre 1926 als
         in Lütjenburg / Ostholstein gestorben.                                   „Rentier“ von den Renditen seines Vermö-
         Nach dem Besuch des Humanistischen                                       gens“.
         Gymnasiums in Altona absolvierte er vom                                  Da seine Ehefrau Agnes W.S. Stuckenberg,
         1. Oktober 1868 bis zum 1. Oktober 1869 als                              geb. Schenk (*28. August 1871; † 7. Februar
         „Einjährig Freiwilliger“ seinen Militärdienst   Carl Friedrich Christian Stuckenberg um 1895  1952), 21 Jahre jünger war als ihr Mann, hat
         in Koblenz. Anschließend begann er bis zum   (* 17. Juli 1850; † 16. März 1926).  sie noch 26 Jahre als Witwe in diesem Hause
         Mai 1870 auf dem väterlichen Pachthof Mönchneversdorf mit dem Beruf   gelebt. Sie war in Harmsdorf (Ostholstein) geboren und hatte in den 90er
         des Landwirts. Erstmals in den Kreis Plön kam er im Mai 1870 und arbeite-  Jahren im Haushalt des Grafen Holstein auf Gut Waterneverstorf eine
         te dort bis zum Juli als „Wirtschafter“ auf Hof Wahlstorf bei Preetz.  Kochlehre angetreten.  Sie wurde vom Grafen zur  weiteren Ausbildung
         Aufgrund der Mobilmachung am 21. Juli 1870 nahm er als Soldat des   nach Berlin in die Königlich Preußische Hofhaltung nach Schloß Glienicke
         Schleswig – Holsteinischen Feldartillerieregiments Nr. 9 am Feldzug gegen   geschickt. Nach ihrer Rückkehr nach Waterneverstorf übernahm sie den
         Frankreich teil. Nach Beendigung des Krieges kehrte er im Jahre 1871 auf   Posten einer Wirtschafterin im Schloßhaushalt. Und hier lernte sie Carl
         den väterlichen Hof zurück. Nun begannen die Jahre, in denen er sich in   Stuckenberg kennen, mit dem sie sich im August 1895 verlobte. Danach
         vielen Regionen Norddeutschlands eine große Berufserfahrung im Be-  gab sie ihre Stellung in Waterneverstorf auf und lebte bis zu ihrer Hochzeit


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