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Kirchengemeinde Lütjenburg im Aufbruch – „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt...”





         In den letzten Wochen und Monaten ist uns im Kirchenge-  Erfolgen festgehalten, weil sie ja auch gut und beliebt wa-
         meinderat (KGR) ein Lied aus unserem Gesangbuch einge-  ren! Und so haben wir die Entwicklung in unserer Gemein-
         fallen: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. Es gibt viele Par-  de teilweise nicht erkannt und haben auf die erkennbaren
         allelen des Liedes mit den stürmischen Zeiten, in denen wir   Entwicklungstendenzen nicht angemessen reagiert. Aber
         uns als gesamte Kirchengemeinde zurzeit befinden.    mit der Haushaltsplanung 2023 haben wir den (Weck-) Ruf
                                                              gehört und haben uns rufen lassen zu einer neuen Etappe
    „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit….  und sind bereit für einen Aufbruch.
    Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr,
    Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr.  „Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein,
    Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn?  sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein….
    Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn?”  Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammenschweißt
                                                               In Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.”
         Die Zukunft für die „Kirche“ insgesamt und als Kirchenge-
         meinde im Besonderen wird stürmischer, wenn wir uns die   Die haupt- und die ehrenamtlichen Mitarbeitenden sind
         Zahlen von heute und die Prognosen für die Zukunft an-  für unsere Arbeit entscheidend. Nur gemeinsam können
         schauen: Die Zahl der Kirchenmitglieder wird abnehmen;   wir aufbrechen und uns zu neuen Ufern wagen. Dabei wird
         die Anzahl der Pastores wird in den nächsten 10 Jahren ge-  in den kommenden Jahren eine Verschiebung stattfinden:
         ringer und letztlich werden auch die Einnahmen für die Kir-  Unsere  Kirchengemeinde  wird  mehr  zu  einer  „Kirchenge-
         chengemeinde eher stagnieren und damit real abnehmen.   meinde der Ehrenamtlichen“. Dieses an sich ist sowohl He-
                                                              rausforderung wie auch Chance zugleich: Herausfordernd
         Aber auch die Gegenwart ist für uns als Kirchengemein-  wird  die  Gestaltung  des  Umbruchs  sein.  Die  Chance  ist,
         de  recht  bewegt:  durch  höhere  Ausgaben  als  Einnahmen   dass durch vermehrte ehrenamtliche Mitarbeit Mitverant-
         und einer Rücklage, die in den letzten Jahren abgeschmol-  wortung für die Kirchengemeinde erwachsen wird.
         zen ist, haben wir nun für den Haushaltsplan 2023 ca. EUR
         110.000 mehr Ausgaben geplant als wir Einnahmen erwar-  Daher möchten wir uns als KGR gemeinsam mit allen bis-
         ten. Bei einem Gesamthaushalt von ca. EUR 670.000 sind   herigen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden und
         das 16% strukturelles Defizit, das wir nicht „einfach mal so“   mit vielen neuen Ehrenamtlichen auf den Weg machen – in
         durch ein paar Aktivitäten weniger einsparen könnten, son-  dem Wissen, dass das Gelingen von mehr abhängig ist als
         dern  es  bedarf  grundsätzlicher Überlegungen  und einer   unserem Können und Tun.
         Umstrukturierung des Haushalts.
                                                               „Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, fragt man sich hin und her:
         Aber damit allein ist es nicht getan. Es ist nicht ausschließ-  Wie finden wir den rechten Kurs zur Fahrt im weiten Meer?
         lich ein „haushalterisches“  Problem, welches mit  etwas   Der rät wohl dies, der andre das, man redet lang und viel
         mehr Finanzverantwortung in den Griff zu bekommen sein   und kommt – kurzsichtig, wie man ist – nur weiter weg vom Ziel.
         wird. Um in dem Bild zu bleiben: Wir als Kirchengemeinde
         sind nicht auf der Fahrt heraus aus einem Sturm, sondern   Doch da, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt,
         das Zentrum des Sturms liegt eher noch vor uns. Wir wer-  bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt!”
         den als KGR in den nächsten Wochen genau schauen, wo   Das Defizit muss abgebaut werden – und wir vom KGR und
         wir Kosten einsparen können, ohne damit die grundsätz-  gemeinsam mit der Kirchengemeinde werden dieses erzie-
         liche Arbeit der Kirchengemeinde zu gefährden. Nur, wo   len. Doch bevor wir „finanz-technisch“ werden, wollen wir
         ist die Grenze der Einsparungen? Wann hören wir auf, „Kir-  unseren Kompass justieren. Nur wenn wir wissen und uns
         chen vor Ort für die Menschen“ zu sein? Wir als KGR wer-  als Kirchengemeinde verabredet haben, wohin wir wollen,
         den auch unsere Einnahmen anschauen und überlegen,   können wir die Segel und damit die Prioritäten richtig set-
         wo wir Einnahmen erhöhen können bzw. neue Einnahmen   zen. Und daher war es uns ganz wichtig, mit so vielen wie
         schaffen können.                                     möglich der Kirchengemeinde ins Gespräch zu kommen
         Und bei allem gilt: Wir als Kirchengemeinde sind ein wirt-  (Gemeindeversammlung vom 26. März), um gemeinsam ein
         schaftender Betrieb, aber kein normaler Wirtschaftsbe-  Bild unserer Kirchengemeinde der Zukunft aus vielen Mo-
         trieb. Wir müssen uns an die Gesetzmäßigkeiten des Wirt-  saiksteinen zusammenzutragen. Wie wünsche ich mir die
         schaftens halten, aber gleichzeitig unsere gepredigten   Kirchengemeinde der Zukunft? Was brauche und erwarte
         Wertvorstellungen auch in der Arbeit befolgen.       ich von der Kirchengemeinde?
                                                              Viele Mosaiksteine für das Bild der Zukunft haben wir zu-
    „Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest,  sammengetragen, die nicht alle hier aufgeführt werden
    weil sich’s in Sicherheit und Ruh bequemer leben lässt.   können. In einigen Bereichen wird das Bild bereits sehr
    Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangener Herrlichkeit,  deutlich:
    und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit.”  Zusätzliche, andere, neue, lebendige und inklusivere For-
                                                              men der Gottesdienste sollten unsere Kirchengemeinde in
         Wir als  Kirchengemeinde  und besonders  als  KGR haben   der Zukunft prägen.
         uns in der Vergangenheit nicht im „Glanz vergangener Herr-  Unsere  Kirchengemeinde  sollte  sich  in  der Zukunft  auch
         lichkeit gesonnt“, aber wir haben an alten Strukturen und   stärker öffnen und durchlässiger in ihrer Arbeit und in ih-




         6        Binnenland & Waterkant
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