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Was hindert uns daran? – Organ-/ Gewebespende nach dem Tod.
(pg) „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, nach Ihrem Tod Organe oder Gewebe zu spenden?“, fragte mich mein Hausarzt beim letzten Kontrollbesuch. „Ja, das habe ich, bin mir aber noch nicht ganz sicher darüber, denn ich weiß nicht wie meine engsten Verwandten darauf reagieren würden. Ich stelle mir das für sie schwierig vor, wenn ich gerade verstorben bin und sie ja in ihrer Trauer gefangen sind.“, war meine Antwort. „Wenn Angehörige eines spendenwilligen Verstorbenen ihn sofort nach dem Sterben sehen, würde es ja auf sie wirken, als sei der Mensch noch am Leben, denn nach dem Tod muss das Krankenhausteam weiter beatmen, damit die Organe mit Sauerstoff versorgt bleiben. Somit bleiben einige Körperfunktionen vorerst erhalten.“
Der Arzt hielt mir einen Organspendeausweis entgegen und meinte: „Ich bin froh, dass Sie offen für dieses Thema sind. Viele lehnen sofort ab, wenn ich sie daraufhin anspreche. Mit Ihrer eigenen Entscheidung, diesen Ausweis auszufüllen, nehmen Sie Ihren Kindern nach Ihrem Ableben diese schwere Aufgabe ab und entlasten sie damit.“ Er hat Recht, denn wenn jemand ganz plötzlich verstirbt ohne eine dokumentierte Entscheidung getroffen zu haben, müssen Angehörige nach dem ihnen bekannten oder mutmaßlichen Willen des Verstorbenen entscheiden. Eine solche Situation kann die Angehörigen emotional sehr belasten oder komplett überfordern.
Ein bisschen Angst habe ich schon davor, was mit mir passiert, wenn ich gestorben und als Spender registriert bin. In den Medien werden immer einmal wieder negative Nachrichten verbreitet, dass mit menschlichen Organen und Gewebe auf dem Schwarzmarkt Schindluder betrieben wird. Vor meiner Unterschrift war es für mich besonders wichtig zu wissen: Wie wird geprüft, dass ich bei einer Entnahme eines natürlichen Todes gestorben bin, ohne dass jemand nachgeholfen hat, und ob ich auch definitiv tot bin? Spüre ich bei der Entnahme wirklich nichts, denn es werden ja Körperfunktionen erhalten? Geschieht mit meiner Organspende definitiv nichts, was ich nicht möchte? Kann ich von meiner Entscheidung zurücktreten?
Die ausführliche Webseite www.organspende-info.de half mir bei der Beantwortung meiner Fragen:
Ein natürlicher Tod muss durch einen Arzt festgestellt sein. Erst wenn der unumkehrbare Ausfall der gesamten Hirnfunktion (Hirntod) durch ein aufwendiges Verfahren der Hirndiagnostik nachgewiesen ist, werden in der Klinik Organe und Gewebe entnommen. Eine verstorbene Person empfindet also auch keine Schmerzen, da das Hirn nicht mehr arbeitet. Es wird nur nach meinen im Ausweis angegebenen Inhalten gehandelt. Alle personenbezogenen Daten sind vor Manipulation oder unberechtigtem Zugriff geschützt. Man kann jederzeit zurücktreten. Die letzte bekannt gegebene Entscheidung wird berücksichtigt.
Auf verschiedenste Weise kann man seine Bereitschaft zur Organ-/Gewebespende Kund tun:
1.. Man trägt den durch die Arztpraxis ausgehändigten Organspendeausweis stets ausgefüllt bei sich und informiert das Praxisteam darüber.
2.. Man trägt sich ins Register für Erklärungen zur Organ- und Gewebespende ein oder lässt sich eintragen. Das erleichtert es Ärztinnen und Ärzten, die Spendebereitschaft eines potenziellen Organspenders schnell und verlässlich zu klären.
3.. Voraussichtlich ab September 2024 können Versicherte direkt von ihrer Kassen-App ausgehend eine Erklärungsabgabe im Organspende-Register starten.
4.. Man kann sich durch eine Patientenverfügung zur Spendenentnahme bereit erklären.
Was hindert uns also daran Organe und Gewebe zu spenden? Ich für meine Person habe den Organ-/Gewebespenderausweis ausgefüllt, trage ihn von nun an immer bei mir, habe mich zudem als Organ-/Gewebespender online registrieren lassen, habe eine Patientenverfügung und werde meine engsten Angehörigen darüber informieren.
Aus christlicher Sicht ist eine Organ-/Gewebespende ein Akt der Nächstenliebe. Ich finde es irgendwie tröstlich, wenn ich einem Schwerkranken mit meinen Organen oder meinem Gewebe ein erträgliches Leben bereiten oder sogar mindestens ein Leben verlängern kann.
Es ist schön zu wissen, dass ein kleiner Teil von mir nach meinem Tod noch etwas weiterleben darf.
Foto: © organspende-info.de , Text: © Agentur inpuncto Werbung/Petra Gramkow