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„Hein Lüttenborg“ langfristig abgesichert – Basis für die Zukunft gelegt - Kaufvertrag zur Bahnstrecke Malente-Lütjenburg unterzeichnet
Aus dem Umfeld des Vereins Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V. heraus hat sich eine Gesellschaft zum Erhalt und zur Verwaltung der Bahnstrecke Malente-Lütjenburg gegründet, welcher es gelungen ist, nach guten und konstruktiven Gesprächen mit den bisherigen Eigentümern einen Kaufvertrag über die Bahnstrecke Malente-Lütjenburg abzuschließen. Vorbehaltlich der noch ausstehenden finalen verwaltungstechnischen Schritte zur Abwicklung des Vertrags, ist es dem Verein damit gelungen, sein wesentliches erstes Vereinsziel zu erreichen: die dauerhafte Absicherung des Erhalts der Bahnstrecke zwischen der Holsteinischen Schweiz und der Hohwachter Bucht. Mit der langfristigen Sicherung der im Volksmund unter dem Namen „Hein Lüttenborg“ bekannten Bahnstrecke wird gleichzeitig auch die Basis geschaffen, damit das in Kooperation mit den beiden hauptbeteiligten Kommunen verfolgte Stufenkonzept realisieren werden kann.
Dieses sieht vor, auf der für ihre landschaftliche Attraktivität bekannten Strecke schnellstmöglich wieder eine sinnvolle Nutzung & Pflege durch die Einführung einer touristischen Draisinenvermietung herzustellen. Parallel dazu wird das Forschungsprojekt „REAKT“ angegangen, bei dem die Strecke genutzt werden soll, um gemeinsam mit sieben Hochschulen und zahlreichen Unternehmen innovative nachhaltige hochmoderne Bahntechnologie für Nebenstrecken zu entwickeln. Hierzu gehört die in der Presse vielbeachtete Entwicklung einer SolarTram. Die Lage der Strecke, mittig zwischen den beiden großen Hochschulstandorten Kiel und Lübeck, macht es möglich, dass die Hochschulen hier gemeinsame Projekte oder Kurse mit ihren Studenten durchführen können. Nun ist die Grundlage geschaffen, dass für diese Projekte Anträge für Förder- und Forschungsgelder auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene geschrieben werden können. Auch eine parallele Nutzung der Strecke zu Forschungs- und touristischen Zwecken sei zukünftig denkbar, z.B. über unterschiedliche Zeitfenster der Nutzung.
Seine Relevanz hat das REAKT-Forschungsprojekt bereits auf höchster politischer Bundesebene bewiesen, denn es wurde ins Finale des „Innovationspreis Reallabore“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gewählt wurde. Am 31.05.2022 werden in Berlin die besten Ideen und Projekte mit dem „Innovationspreis Reallabore 2022“ in einer festlichen Preisverleihung durch den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck ausgezeichnet.
Übergeordnet steht für Verein, GmbH sowie die beteiligten Kommunen das Ziel, dass mittel- bis spätestens langfristig die gesamte Strecke auch wieder im ÖPNV reaktiviert wird und Lütjenburg sowie die Hohwachter Bucht wieder an die Schiene angeschlossen werden. Im Landesnahverkehrsplan ist die Reaktivierung eines ersten Abschnitts der Strecke durch die Einführung einer Regio-S-Bahn- oder RB-Linie von Lübeck in den Norden Malentes bereits vorgesehen – allerdings mit einem Zeithorizont für „nach 2030“. Eine Weiterführung dieser Linie bis zur (für 16,3 Mio. durch das Land SH in den kommenden Jahren ausgebauten) Landesfinanzschule und bis Lütjenburg ist bis dato noch nicht untersucht worden, obwohl eine solche Prüfung von der Nah.SH in Aussicht gestellt wurde. Es wird also weiterhin das Ziel angestrebt, Lütjenburg schnellstmöglich wieder an den vollumfänglichen Schienenpersonennahverkehr über die Strecke anzuschließen.
Zu diesem besonderen Meilenstein hatte der Verein am 12.04.2022 zu einem Pressetermin in Malente geladen. Hierfür gab es hohen Besuch vom Chef der Staatskanzlei, Herrn Dirk Schrödter. Neben ihm kamen hierfür auch der Landtagsabgeordnete für Ostholstein und Plön Tim Brockmann, die Bürgermeisterin der Gemeinde Malente Tanja Rönck, die Stabsstelle Gemeindeentwicklung Malente Birgit Boller, der Bürgermeister der Stadt Lütjenburg Dirk Sohn, der Stadtreferent der Stadt Lütjenburg und Kreispräsident des Kreises Plön Stefan Leyk sowie Vertreterinnen und Vertreter der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der Fachhochschule Kiel, der Technischen Hochschule Lübeck, der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung aus Kiel und des Beirats Bahntechnik Schleswig-Holstein nach Malente.
Im Pressegespräch betonte Staatssekretär Schrödter vor Ort an der Strecke: „Bald heißt es nicht mehr Nürnberg - Fürth, sondern Bad Malente - Lütjenburg. Mobilität wird mit dem Projekt REAKT völlig neu gedacht. Es vereint interessante Ansätze für einen innovativen Schienenverkehr durch Nutzung von KI und erneuerbaren Energien. So kann nicht nur ein Mehrwert für das Pendeln geschaffen werden, sondern auch für den Tourismusstandort Schleswig-Holstein. Zugleich werden industriepolitische Perspektiven eröffnet. Es ist schön zu sehen, wie Wissenschaft und Wirtschaft Hand in Hand gehen und dabei von der Politik vor Ort unterstützt werden. ich danke allen beteiligten für ihr großartiges Engagement.“
Der Landtagsabgeordnete Tim Brockmann ergänzte: „Ich bin wirklich begeistert, was in den letzten Monaten rund um das Projekt entstanden ist. Insbesondere die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis sowie breite kommunale Unterstützung stimmen mich zuversichtlich, dass hier etwas Großes entsteht.“
Lütjenburgs Bürgermeister Dirk Sohn dankte insbesondere der Malenter Bürgermeisterin Tanja Rönck. Die Stadt Lütjenburg habe schon seit weit über 15 Jahren für Erhalt und Reaktivierung ihres Bahnanschlusses gekämpft, weil zu jeder Zeit gesehen wurde, dass ein solcher Anschluss für die Stadt in Zukunft herausragende Wichtigkeit haben kann. Dies bliebe auch in Zukunft unverändert. Nicht nur für den Tourismus, sondern auch um beispielsweise eine attraktive Pendler-Anbindung in Richtung Malente, Eutin und Lübeck herzustellen, habe die Bahnstrecke Malente-Lütjenburg für die Stadt Lütjenburg eine ausgesprochen hohe Relevanz. In der Vergangenheit war es jedoch mitunter so, dass die Lütjenburger Bemühungen von Malenter Seite nicht immer gleichermaßen unterstützt wurden. Dies habe sich durch das Engagement von Frau Rönck, die Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus sei inzwischen herausragend. Durch die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Kommunen, den Einsatz von Prof. Dr. Heiner Monheim und Sven Ratjens sowie des Vereins Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V. sei nun eine solch positive Entwicklung möglich geworden, für die er sehr dankbar sei. Auch dem Landtagsabgeordneten Tim Brockmann dankte Bürgermeister Sohn für seine Unterstützung.
Malentes Bürgermeisterin Tanja Rönck betonte ebenfalls die hervorragende interkommunale Zusammenarbeit der Stadt Lütjenburg und Gemeinde Malente sowie auch die Kooperation mit dem Verein und den beteiligten Kreisen. Sie sei überzeugt davon, dass mit diesem Projekt, welches auch als Resultat aus dem Prozess „Malente 2030“ hervorgegangen sei, ein Leuchtturm für die ganze Region entstehen könne.
Die Forschungsprojekte werden auch durch die Werner-Petersen-Stiftung aus Kiel unterstützt. Im Zentrum der vielfältigen Fördermaßnahmen dieser Stiftung steht die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Förderung herausragender wissenschaftlicher, technischer, kultureller Leistungen und Forschungsleistungen sowie die Beschaffung von Mitteln für diese Zwecke in Schleswig-Holstein. Die Stiftung engagiert sich insbesondere für Vorhaben in den vier Schwerpunktbereichen Wissenschaft, Technik, Forschung und Kultur und sieht in den Projekten auf der Bahnstrecke Malente-Lütjenburg große Mehrwerte für die Forschung im Bundesland Schleswig-Holstein.
Als erster Schritt soll nun seitens der GmbH zeitnah damit begonnen werden, möglichst noch im Sommer 2022 erste Draisinenfahrten mit leisen und leichtgängigen Fahrraddraisinen auf Teilen der Strecke anzubieten. Gleichzeitig beginnt die Arbeit der Hochschulen an den Förderanträgen für die Forschungsprojekte. Darüber hinaus drängt der Verein Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V. weiterhin darauf, dass die von NAH.SH 2019 und 2020 mehrfach zugesagte Machbarkeitsstudie zur Weiterführung der Regio-S-Bahn- oder RB-Linie Lübeck-Malente bis Lütjenburg ausgeschrieben wird, sodass die ÖPNV-Potenziale untersucht werden können. Die Stadt Lütjenburg und die Kreise Plön und Ostholstein haben hierfür bereits die von Nah.SH geforderten 12.000 EUR bereitgestellt und somit ihre Hausaufgaben erledigt. Die Gemeinde Malente konnte dies aufgrund einer Haushaltssperre nicht tun, weshalb in einer beispiellosen Spendenaktion binnen weniger Tage über Bürgerspenden die notwendigen Gelder zusammenkamen. Die Kommunen und Kreise sowie alle spendenbereiten Bürgerinnen und Bürger warten seitdem darauf, dass diese finanziellen Mittel nun auch genutzt werden, um die zugesagte Untersuchung durchzuführen.
Pressemitteilung des Vereins Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V.