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VERWUNSCHENES MÄRCHENSCHLOSS AM SELENTER SEE






























         SCHLOSS SALZAU








         Wie eine kleine Wasserburg                           in  männlicher Begleitung,  die  ihr galant  beim  Aussteigen
                    zum prächtigen Herrenhaus,                zur Seite springt. Das Fräulein im weit ausladenden Kleid
                                                              schreitet an der Hand ihres Kavaliers die Prunktreppe hin-
         Kulturzentrum und verlassenen                        auf, denn sie möchte teilhaben am weit gerühmten Ballge-
                                                              schehen im Schloss Salzau.
                     Ensemble wurde...                        Im  weitläufigen Schlosspark findet die  Gesellschaft Amü-

         (pg) „Einfach herrlich!“ Das für die Region wahrlich riesige,   sement, flaniert lächelnd unter kleinen Spitzenschirmchen
         prunkvolle Gebäude mit seinen strahlend weißen Mauern,   und knickst vor der adeligen Herrschaft… Aus Wagenremi-
         Türmen  und Balkonen  lässt  den  Betrachter  staunen.  So-  se und Reitstall tönt Wiehern und Scharren der stattlichen
         gleich  gerät  er ins  Träumen…  Das  Schloss  ist  von  Kerzen   Pferde herüber. In den großen Scheunen geht es geschäf-
         hell erleuchtet. Hinter den hohen Fenstern ertönt Musik.   tig zu, denn das große Gut mit all seinen Bewohnern, Ar-
         Reich geschmückte Damen mit roten Apfelbäckchen in   beitern und Bediensteten soll stets gut versorgt sein.
         hochgetürmter,  gepuderter  Haarpracht  und  pompösen   Dem Adelssitz nahe des Selenter Sees gab einst das Bäch-
         Kleidern drehen sich nach dem Klang von Spinett und Gei-  lein Salzau seinen Namen. Schon in der zweiten Hälfte des
         ge am Arm weiß perückter Herren in adretten Kniehosen,   13. Jahrhunderts fand die Wasserburg Erwähnung, die in
         Rüschenhemden und kurzen Jäckchen. Hinter den Handfä-  1430 dem Otto von Salzau als Rittersitz diente. Die Anlage
         chern wird manch zarte Bande geknüpft... Draußen nähert   war bis 1733 im Besitz der Rantzaus. In 1758 erstand Wulf
         sich ein Gefährt. Hufgetrappel, knirschende mit Eisenbän-  Blome  das  Gut.  Das  Renaissanceschloss  brannte  in  1881
         dern beschlagene Holzräder,  zwei  schnaubende  Pferde.   nieder. Seit 1881 bis 1883 zeigte sich das heute riesige Her-
         Die Tür der Kutsche springt auf. Sie birgt eine junge Dame   renhaus mit 99 Räumen  und Gutsanlage, was  unter der
                                                              Feder des 86jährigen Graf
                                                              Otto Blome errichtet wur-
                                                              de. Schon damals erschien
                                                              es  Zeitgenossen  als  über-
                                                              dimensioniert, dem großer
                                                              britischer  Grundbesitzer
                                                              der Victorianischen Zeit
                                                              ähnlich. Danach stand das
                                                              für ländliche Ausmaße sehr
                                                              ausladende,  doch  wunder-
                                                              schön anzusehende, Schloß
                                                              Salzau unter keinem guten
                                                              Stern. Gescheiterte Projek-
                                                              te und Spekulationen sowie
                                                              Verfall wechselten sich ab.




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