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Anno dazumal

Frühling auf dem Lande 1969/1970er-Jahre

© Petra Gramkow. Kopieren/Teilen nicht gestattet.

Erinnerung an meine Kindheit auf dem Lande (60er/70er Jahre)
(Gewidmet meiner lieben Schwester Angela)

Mit dem Frühling kamen auch die Tiere. Die Vögel zwitscherten in Chören von den Bäumen, eine Spatzenschar pickte laut tschilpend vor unserem Stall nach Getreidekörnern, eine Amsel flötete ihr Frühlingslied und der Buntspecht hielt nicht inne, mit dem kräftigen Schnabel an einen Baumstamm zu hämmern.

Eines schönen Tages trieb Bauer Ehlers in aller Herrgottsfrühe wieder seine Kühe auf die Weide neben unserer Wiese. Jede von ihnen hatte einen Namen: Eine hieß Alma, eine hieß Helma, eine hieß Susi und so fort. Sie kamen zutraulich herbei, um uns Hallo zu sagen. Es war entspannend (heute sagt man entschleunigend), ihnen, mit den Armen auf einen Zaunpfahl gelehnt, in ihre langbewimperten, großen braunen Augen zu schauen und ihnen beim gemächlichen Grasrupfen zu zusehen. Dann und wann schlugen sie mit ihrem langen Schwanz nach einer Fliege oder sie warfen den Kopf herum, um lästige Stechbremsen zu verjagen.  Irgendwann legte sich die Kuhgesellschaft gemütlich nieder, um unentwegt mit ihren Mäulern das Gras von links nach rechts und wieder zurück zu schieben und dann und wann beim Wiederkäuen mächtig zu rülpsten.

Abends holte die Bäuerin mit lautem „Keu, Keu, komm!“ die Kühe von der Weide, um sie zum Melken zurück auf den Hof zu treiben. Die meisten der Tiere hatten eine innere Uhr, und warteten schon geduldig am Gatter. Die anderen kamen im Galopp herbeigeeilt, wenn sie die Rufe hörten. Oft setzten wir uns auf unsere Fahrräder und halfen beim Treiben mit. Dabei mussten wir ordentlich aufpassen, denn manch eine Kuh ließ während des Laufens einen großen Fladen platschend auf den Boden fallen. Den hieß es dann, akrobatisch zu umfahren.

Die Kühe lieferten uns absolut frische Milch, die man noch warm bei Bauer Ehlers vor Ort abholen konnte. Angeboten wurde sie nicht im Tetrapack, sondern man brauchte dazu eine Blech- oder Kunststoff-Milchkanne mit Henkel und Deckel. Nachmittags stand die gefüllte Kanne zur Abholung in der Milchkammer bereit. Man tauschte sie einfach gegen eine leere Kanne aus, in deren Deckel man ein paar Groschen füllte und ihn umgedreht obendrauf legte. Die Kühe standen in Einzelboxen, wo Melkmaschinen Milch aus ihren Eutern absaugten. Durch Leitungen wurde sie in große glänzende Metall-Bottiche gepumpt, die der Milchwagen morgens in aller Herrgottsfrühe abholte, um sie zur Pasteurisierung und Weiterverarbeitung zur Molkerei zu bringen. Durch ein Kontrollglas in der Milchkammer konnte man verfolgen, wie die weiße Flüssigkeit schwallweise im Takt der Melkmaschine zischend und blubbernd vorbei floss. Die frische Milch wurde zuhause aufgekocht und ich gebe zu, ich habe sie nicht gemocht. Besonders scheußlich fand ich die zähe Haut, die sich darauf absetzte. Man musste höllisch aufpassen, dass die Milch nicht überkochte. Gerade noch hatte man in den Topf geschaut und alles war gut. Doch kaum hatte man sich umgedreht, floss die Milch in Strömen auf die Herdplatte und das stank ziemlich furchtbar.

Milchholen war für uns immer mit Freude am Kontakt zu Tieren verbunden. Wir hatten immer großen Spaß daran, die Kälbchen an unseren Fingern saugen zu lassen, den netten Hofhund zu kraulen und die Hofkatzen zu streicheln, die uns schnurrend um die Beine schlichen. Die kleinen Kitten waren ganz besonders süß. Auf ihren kleinen Beinchen versuchten sie, hell mauend den Anschluss an ihre Mutter nicht zu verpassen. Einige großen Katzen standen zu Salzsäulen erstarrt im Heu, um die huschenden Mäuschen im geeigneten Augenblick mit einem großen Hopser zu erwischen.

Mit den ersten wärmeren Tagen, stand die Landarbeit an. Das Dröhnen von Motorsägen kam vom Wald herüber und auch die Knicks mussten ordentlich Äste lassen, bevor es wegen der Brut- der Vögel und der Setzzeit des Wildes zu spät war. Mit dumpfen Hammerschlägen wurden die Zäune vor dem Viehauftrieb in Ordnung gebracht. Traktoren knatterten immer wieder die Straße entlang. Der buckelige Knecht von Bauer Haberkorn schlurfte im immer gleichen Tempo mit gesengtem Kopf früh morgens mit Hacke, Sense, Forke und sonstigem Handwerkzeug auf der krummen Schulter zu den Koppeln am Waldesrand, wo er ganz allein tagaus tagein bis spät abends beschäftigt war. Er redet mit fast niemandem im Dorf, doch wenn er bei unserer Hofeinfahrt auf einen Erwachsenen traf, brummte er stets ein leises „Moin“. Manchmal unterhielt er sich an der Straße kurz mit meinen Eltern, dabei leuchteten seine Augen auf. Einmal setzte er sich sogar mit auf unsere Bank an die Hauswand. Er stotterte und brachte nur angestrengt die Worte heraus, aber er öffnete sich meinen Eltern gegenüber, und das fand ich ganz bemerkenswert. Franz kam mir immer ein bisschen linkisch und unheimlich vor und wir Kinder hatten ein bisschen Angst vor ihm. Das kam daher, dass er uns einmal mächtig ausgeschimpft hatte, als wir durch ein Kornfeld strichen, um Kornblumen und wilden Mohn zu pflücken. Er drohte uns dabei mit der Faust und meinte, wenn wir nicht gleich da heraus kämen, würde uns die Roggenmuhme holen und wir würden tüchtig eins von ihm hinter die Ohren bekommen. Franz war ein absoluter Einzelgänger, er kannte fast nur die Arbeit und seine Stube auf dem Bauernhof, mehr war nicht drin. Erst als ich erwachsen war, verstand ich, warum er mir immer ein so seltsam vorkam: Das Leben hatte ihn so gemacht, denn er soll in der Kriegszeit wegen seiner Sprachprobleme und geistiger Behinderung von Nazitreuen angeschwärzt, eingesperrt, misshandelt und sterilisiert worden sein. Das war einfach furchtbar, doch das war im Zweiten Weltkrieg keine Seltenheit. Seine Familie brach den Kontakt zu ihm ab und nahm auch nach dem Krieg Abstand. Vielleicht hatte er sich irgendwie damit arrangiert, doch sicher war er deswegen solch ein scheuer, einsamer Mensch.

Wenn die warme Jahreszeit begann, mussten wir auf der einspurige Dorfstraße auch mit bedrohlichen Existenzen rechnen. Meine Schwester und ich hatten schon „Muffensausen“ wenn wir nur daran dachten, nach der Schule oder vom Konfirmandenunterricht auf dem Nachhauseweg beim Bauern Haberkorn vorbeizukommen. Da erwartete uns fast täglich flügelschlagend mit vorgebeugtem Hals eine laut zischende Horde Gänse, die auch noch nach uns schnappte. Wer schon einmal von einer Gans gezwickt wurde, der weiß wovon ich spreche. Besonders beängstigend waren auch die kollernden Puten. Wir versuchten uns ganz vorsichtig mit den Rädern an der Stallwand vorbei zu schleichen, um dann wie der Wind mit Vollgas die Straße hinunter zu sausen. Doch so sehr wir uns auch anstrengten, die Puten kamen überfallartig vom Hofplatz auf uns zugeschossen und verfolgten uns sogar noch eine Weile. Es war einfach kein Vorbeikommen. Also drehten wir panikartig auf der Stelle um, wenn wir auch nur den kleinsten Laut des Geflügelüberfallkommandos vernahmen. Hilfe fanden wir bei Frau Scheffler, die meist auf einen Nachbarschaftsschnack wartend über dem Gartenzaun hing, neben sich den Kratscher, mit dem sie die Beete von Unkraut befreien wollte. Nun befreite sie damit erst einmal uns. Frau Scheffler bot uns Geleit und verscheuchte mutig mit dem Gartenutensil die laut kreischende, in alle Richtungen stöbernde, Geflügelschar. Ich bin ihr heute noch dankbar.

Und mit den ersten warmen Tagen kamen auch die Störche zurück. Sie drehten ihre weiten Kreise über den Dächern und senkten sie sich laut mit den spitzen Schnäbeln klappernd in die feuchten Wiesen. Dort staksten sie auf ihren langen Storchenbeinen stolz umher und schnappten nach Grasfröschen.

Wir freuten uns, wenn wir einen von ihnen erspähten, und sangen dann dieses alte Kinderlied:
"Auf unsrer Wiese gehet was, watet durch die Sümpfe.
Es hat ein schwarzweiß Röcklein an und trägt rote Strümpfe.
Fängt die Frösche, schnapp, schnapp, schnapp.
Klappert lustig, klapperdiklapp. Wer kann das erraten?

Ihr denkt: das ist der Klapperstorch, watet durch die Sümpfe.
Er hat ein schwarzweiß Röcklein an und trägt rote Strümpfe.
Fängt die Frösche, schnapp, schnapp, schnapp.
Klappert lustig, klapperdiklapp. Nein, das ist die Störchin."

Da bekanntlich Störche die kleinen Kinderlein bringen, baten auch wir sie um ein kleines Brüderlein, doch dieser Wunsch sollte leider nicht in Erfüllung ergehen.

Text/Foto: Petra Gramkow

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