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Anno dazumal
Fliegerhorst Bellin (1937 - 1944)
© Petra Gramkow. Kopieren/Teilen nicht gestattet.
Belliner Badegäste wundern sich wohl über die großen Steinquader mit den großen Eisenringen, die man am Strand und dicht unter der Wasseroberfläche des Selenter Sees gut erkennen kann. Niemand weiß heute noch so recht etwas damit anzufangen. Die meisten Einwohner sind zu jung, um etwas darüber zu erzählen, doch Alteingesessene können viel darüber berichten.
Die friedliche Idylle des Belliner Badestrandes lässt nichts davon erahnen, dass es in diesem verträumten ehemaligen Fischerdorf im Zweiten Weltkrieg hoch her ging. Von 1937 bis 1944 befand sich hier ein Fliegerhorst mit Lazarett. Die Steinbrocken dienten zum Befestigen von Wasserflugzeugen. Der Militärflughafen diente zudem einer Fernaufklärungseinheit, als Ausbildungsort für Piloten und zur Erprobung sowie zur Reparatur von Flugzeugen. Sogar die legendäre Dornier Do X soll hier gelandet sein. Die bis zu 12-motorige Maschine zeigte sich mit einer Spannweite von 48 Metern, sie war ca. 40 Meter lang, über 10 Meter hoch und bot Platz für 70 Personen. Die imposante Do X war damals das größte Wasserflugzeug der Welt. An manchen Tagen zählte man auf dem Selenter See bis zu 40 Maschinen.
Eine alte Dame erinnerte sich, dass manchmal die ganze Bucht mit Wasserflugzeugen gefüllt war, denn besonders bei Fliegerangriffen auf Kiel und Holtenau, wichen die Militärs hierher aus, wobei sie oft von englischen Jägern verfolgt wurden. Es blieb nicht aus, dass das Dorf dabei bombardiert wurde. Ein Angriff erfolgte in der Nacht vom 4. April 1942. Es gingen in und um Bellin herum 24 Sprengbomben nieder. Auch in den Wäldern um Bellin herum sieht man noch Bombenkrater. Dabei soll erstaunlich wenig passiert sein. Die Scheune von Bauer Schlüter ging in Flammen auf und eins seiner Pferde kam dabei um. Im Sommer 1944 war der Ort nochmals Ziel großer Bombenangriffe. Die Explosion einer Luftmine bedeutete das Ende des Wasserflughafens.
Foto (Despositphoto) / Text: Petra Gramkow